Portugal ist Europameister! Nach einem packenden Spiel, das in die Verlängerung ging, traf Eder schlussendlich in das Fußballherz der EM-Gastgeber. Der Sieg gelang sogar ohne Kapitän Christiano Ronaldo, der sich nach einem Zweikampf gegen Dimitry Payet in der 25. Minute verletzte und seine Mannschaft fortan von der Bank aus unterstützte. Damit endet auch diese Europameisterschaft, die natürlich wieder einiges an Überraschungen mit sich gebracht hat.
Island
Wer hätte schon vor der EM ernsthaft geglaubt, dass es Island – ein Land mit knap 330.000 Einwohner – sich erstmals in seiner Geschichte überhaupt für eine EM qualifizieren würde und es gleich bis ins Viertelfinale schaffen würde? Doch während manche Teams für ihre Gegner eine andere Formation wählten, so blieben Islands Trainer Duo Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson in all seinen Spielen seinem 4-4-2 treu. Die Art, wie Lagerbäck und Hallgrimsson diese Formation spielen ließ, gilt unter Taktikfüchsen als sehr klassisch, wenn nicht sogar altmodisch. Es zeigt aber auch auf wundervolle Art, dass eine Mannschaft auch ohne hochkomplexe Formationen und exotische Spielerrollen erfolgreich sein kann. Die unermüdliche Unterstützung der Islandfans, die ihren ganz eigenen, einem Schlachtruf ähnelnden „Hu“-Ruf mitbrachten, der jede Fanklatsche überflüssig machte und sogar von Fans anderer Mannschaft noch bis ins EM-Finale fortgeführt wurde, zeigte einmal mehr, wie viel Teamgeist und Unterstützung der Fans ausmachen können.
Wales
Für die walisische Fußballnationalmannschaft zählt diese EM unweigerlich ebenfalls zu den größten Erfolgen auf Ebene eines Wettbewerbs. Ebenso wie Island, aber auch Albanien und Nordirland, qualifizierte sich Wales zum ersten Mal überhaupt für die Gruppenphase einer EM und schaffte es gleich bis ins Halbfinale! Die walisische Fußballikone Gareth Bale hat ein Drittel aller EM Tore für Wales geschossen und damit seinen Beitrag für diese Erfolgsgeschichte geleistet.
Die Finalisten: Frankreich & Portugal
Trotz des verlorenen Finales dürfte diese EM für Les Bleus ein voller Erfolg gewesen sein. Die Wunden der inzwischen sechs Jahre zurückliegende Meuterei in der französischen Nationalmannschaft, mitsamt seinen internen Konflikten, dürften spätestens jetzt wieder unter Deschamps geheilt sein. Nach dem dritten Platz bei der WM 1966, dem vierten Platz 2006 und dem zweiten Platz im eigenen Lande im Jahr 2004 hat Portugal diesen EM Titel endlich sein eigen nennen dürfen.
Statistiken: Welche Mannschaften fielen auf?
Für unsere Statistikfans haben wir die Datenbanken durchforstet und die interessantesten Fakten hier für euch zusammen gestellt.
Ballbesitz
Je nach taktischer Ausrichtung, erzielen Mannschaften verschieden hohe Werte, wenn es um den Ballbesitz geht. Dieser Wert ergibt sich aus der relativen Anzahl an Ballkontakten im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Ballkontakte beider Teams. In der Vergangenheit wurden besonders den Spaniern hohe Ballbesitzwerte zugeschrieben, der sich aus langen Ballstafetten und ihrem gefürchteten Kurzpassspiel ergibt. Doch in diesem Turnier stellte Deutschland mit stolzen 63 % die Mannschaft mit dem höchsten Schnitt. Spanien mit nur knapp 1 % dahinter landet auf Platz 2 und England auf Platz 3. Der EM-Sieger Portugal landet mit 51,5 % auf dem 11. Platz – ein klares Indiz also, dass Spiele nicht allein durch Ballbesitz entschieden werden. Generell tragen ein gutes Verständnis der Laufwege, überdurchschnittlich hohe technische Fähigkeiten der Spieler zu hohen Ballbesitzwerten bei.
Passquote
Eng verbunden mit dem Ballbesitz ist auch die Passquote oder Passgenauigkeit eines Teams. Dort trohnen weiterhin die Spanier mit 89 % angekommener Pässe auf dem 1. Platz, gefolgt von Deutschland mit 87 %. Die darauf folgenden Plätze nehmen die Schweiz, England und Frankreich mit je 85 % ein. Die Könige des Passpiels dieser EM sind die Mittelfeldregisseure und Spielmacher Toni Kroos, mit 107 Pässen pro Spiel und der Schweizer Granit Xhaka, knapp dahinter mit 104 Pässen pro Partie.
Der Vollständigkeit halber sollte es nicht unerwähnt bleiben, dass es durchaus auch möglich ist, dass Teams mit sehr geringem Ballbesitz hohe Passgenauigkeiten erzielen. Insbesondere bei wenigen, aber langen Bällen in die Räume, die von schnellen Spielern erlaufen werden, kann dies eintreten.
Abgegebene Schüsse
Das schießwütigste Team dieses Turniers stellte keiner der beiden Finalisten. Frankreich und Portugal landen mit knapp 18 Schüssen pro Spiel lediglich auf den Plätzen 4 und 5. Nein, tatsächlich sind es die Engländer, die die meisten Schüsse, 20,5 im Schnitt, um genau zu sein, pro Partie in Richtung des gegnerischen Tors abgegeben haben. Deutschland landet noch hinter Belgien, die 19 Schüsse abgaben, auf dem dritten Platz, mit 18,8 an der Zahl. Doch wie aufmerksame Fußballkenner bereits bemerkt haben, treffen diese Werte keineswegs auf Torschüsse auf das Tor zu. In dieser Statistik liegen die Engländer weit abgeschlagen auf dem 9. Platz. Am treffsichersten, jedoch nicht unbedingt in einem Tor resultierend, waren die Schüsse der Belgier, die 7,4 mit Abstand die meisten Schüsse pro Spiel auf das Tor abgeben haben. Deutschland und Frankreich landen mit knapp 6 Schüssen dabei auf den Plätzen 2 und 3.
Tore
Am häufigsten in das Tor ging der Ball, wenn die Franzosen gespielt haben. Sie standen am Ende der EM mit 13 Treffern an der Spitze, was natürlich auch maßgeblich auf deren 5:2 Halbfinalerfolg gegen Island zurückzuführen ist. Auch der Torschützenkönig der EM ist ein Franzose, Antoine Griezmann, der insgesamt 6 Treffer beisteuerte. Hinter ihm, und das mit einigem Abstand, landeten Alvaro Morata und Gareth Bale mit je 3 Treffern.
Auf dem 2. Platz landeten jeweils Wales, Belgien und Portugal, mit jeweils 9 Treffern. Lediglich Schweden und die Ukraine mussten sich ohne einen einzigen eigenen Treffer aus dem Turnier verabschieden.
Zweikämpfe
Am bissigsten bzw. am häufigsten in die Zweikämpfe sind die Kroaten in der EM gegangen, mit über 20 Zweikämpfen im Schnitt pro Spiel, das sind etwa 12 mehr, als die Spanier pro Spiel gebraucht haben. Normalerweise werden Zweikämpfe jedoch in der eigenen Hälfte geführt und Mannschaften wie Spanien, die viele Spielanteile in der gegnerischen Hälfte haben, kommen somit nur in wenige Situationen, in denen sie zu Zweikämpfen gezwungen werden.
Karten
Das fairste Team der EM sind die Russen, die insgesamt nur auf 2 gelbe Karte kommen. Nur eine Karte mehr kassierten die Three Lions. Am häufigsten sah die Squadra Azzura gelb, denn die Schiedsrichter zogen bei den Italienern gleich 18mal eine Karte. Insgesamt wurden nur 3 rote Karten verteilt und wir können auf eine sehr faire EM zurückblicken.